Heute in der Wu Wei Lounge - Der Taoismus

Stone

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Das Tao ist der Weg des Himmels, der Erde und des Menschen. Sich keiner Aktivität bewußt, ohne Zweck und Absicht, weder Lohn noch Lob erstrebend, erfüllt es doch alle Dinge mit Vollkommenheit. Gleich dem Wasser schafft es sich seinen Weg mit Weichheit. Es ist schattenhaft, wie eine tiefe Schlucht, denn glänzend. Die Dinge dem Tao zu überlassen, ohne sich in seinen natürlichen Ablauf zu mischen - das ist bestes Handeln.

Das Tao ist unergründlich, weit und ewig. Es ist Leere, reiner Geist - die Wurzel des Kosmos. Aus im enstanden die Zwei - Yin und Yang - und daraus die zehntausend Dinge - alles Lebendige, alles Geschaffene.

Lao Tzu sagt dazu:" Ich weiß nicht seinen namen. Ich bezeichne es als den Sinn. Mühsam einen Namen gebend nenne ich es: groß. Groß, dass heißt immer bewegt."

Er - der Taoismus - zeichnet sich durch eine starke Naturverbundenheit aus, wie das folgende Beispiel zeigt:

Du fragst, warum ich
In den blauen Bergen weile.
Ich lächle, sage nichts,
Wahre im herzen die Stille.
Pfirsichblüten treiben im Wasser
Hin zu den dämmerden fernen;
Himmel und Erde sind hier
Anders als in der Menschenwelt.

Genauso erkennt man im nächsten Beispiel seine selbstlose, altruistische Ader:

Höchste Güte ist wie Wasser.
Des Wassers Güte ist es,
Allen Wesen zu nützen ohne Streit.



Shanti :) Stone
 

Agarthe

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Hallo Stone,

ich bin recht unwissend, was die Philosophie des Taoismus angeht.

Mich verwirrt etwas das "sich keiner Aktivität bewusst". Geht es nicht oft um das "Bewusstwerden"? Auch wenn die Aktivität ins "einfache" Sein übergegangen ist?

Liebe Grüsse, Agarthe
 

Stone

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@ Agarthe

Ich glaube man muss sich das so vorstellen, dass das Tao nicht etwa eine Person oder dergleichen ist, sondern eine Art von Natur, die - schöpferisch bedingt - uns allen innewohnt. Etwas das wir nur noch nicht ganz entdeckt haben. Das Tao - der Sinn wie es Lao Tzu nennt - ist die Kraft, die alles antreibt ohne sich dessen bewußt zu sein. Hat es Bewußtsein?

Es ist wie mit dem Wu Wei - dem Nicht Handeln. Es bedeutet nicht antriebslos zu sein, sondern im perfekten Einklang mit allen Dingen das richtige zu tun.

Lao Tzu dazu:

Das Allerweicheste auf Erden überholt das Allerhärteste auf Erden.
Das Nicht-Seiende dringt auch noch in das, was keinen Zwischenraum hat.
Daran erkennt man den Wert des Nicht-Handelns.
Die Belehrung ohne Worte, den Wert des Nicht-Handelns
Erreichen auf Erden nur wenige.

Shanti :) Stone
 

Agarthe

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I see...könnte man dann eine Entsprechung Tao=Chi ableiten?

Demnach glaubt ein Taoist einfach an die Existenz des TAO. Aber wie sieht ein Taoist seinen Entwicklungsweg? Was sind die Ziele?
 

Stone

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Das Chi ist Bestandtteil der drei Schätze:

Ching- die Essenz

Chi - die Lebenskraft

Shen - spirituelle Energie

Tao ist also nicht gleich Tao, da es im entspringt. Und dennoch ist es Teil des Tao, da das Tao allen Digen innewohnt.

So ist der Entwicklungsweg des Taoisten der, das er versucht - durch verschiedene spirituelle Übungen - das Tao in sich zu kultivieren, einst zu werden mit dem Ganzen, um dadurch einen Zustand perfekter Harmonie mit sich un der Umwelt zu entwickeln.

Shanti :) Stone
 

Stone

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Vielleicht läßt sich der Weg, die mystischen Erfahrungen eines Taoisten mit einem Gedicht von Cheng Hao erklären:

Nichts ist zu tun, nichts drängt;
Rot scheint die Sonne durchs Ostfenster.
Ich schlafe.
Schweigend schau ich die zehntausend Dinge,
Die alle leben durch sich.
Vier Zeiten des Jahres gelangen zur Reife,
So auch der Mensch.
Das Tao, jenseits der Formen,
Himmel und Erde durchdringt es.
Wind und Wolken betrachtend,
Sehe ich alles in Wandlung.
Fern von Reichtum und Ehren
Die Freuden bescheidenen Lebens -
Wer dies erlangt,
Ist wahrlich ein Held.


Shanti :) Stone
 

Agarthe

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Danke, Stone! Ich werde mich mit dem Tao auseinandersetzen.

:D , Agarthe
 

Stone

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Viel Erfolg dabei!

Vielleicht schreibst du ja nach einigen Jahren des Studiums ein ähnliches Gedicht:


Selbst im Traume dachte ich an
Heimkehr nicht - nicht zehn Jahre lang.
Unter dem blauen Gipfeln stehe ich
Allein am Ufer des wilden Wassers.
Die ganze Welt still und verlassen
Nach einem Regen in den Bergen.
Wieviele Leben bedarf es der Pflege,
Bis ich blühe wie dieser Pflaumenbaum?


Shanti :) Stone
 

Stone

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Nun meine suchenden Freunde möchte ich mich mit einer taoistischen Frage, die ich selber nicht wahrhaftig zu beantworten vermag, für heute verabschieden und wünsche allen eine gute Nacht.


"Kannst du deine Seele bilden, dass sie das Eine - das Tao - umfängt, ohne sich zu zerstreuen?"


Shanti :) Stone
 

Harakiri

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Zum Thema Taoismus lese ich gerade das Buch "Also sprach Lao Tse" . Darin sind etwa 200 Seiten Zitate von Lao Tse enthalten und irgendwie möchte er nur eins erklären ,nämlich den Weg der Natur . Es ist diese Einfachheit an die man sich als Mensch halten sollte . Wenn es windig ist biegt man sich wie ein Stiel ,wenn es windstill ist ,steht man aufrecht . Man passt sich der Natur an und sollte versuchen in Harmonie mit ihr zu leben . Man soll sein wie das Wasser ,ganz ohne jegliche Absicht ,Ziele erreichen ,einfach fließen . Wenn man dann mal ein Ziel erreich hat ,soll man nicht prahlen ,sondern sich im stillen freuen ,aber nicht euphorisch werden .
Es sind immer soviele Worte mit denen alles beschrieben wird und doch ist es eigentlich ganz einfach . Es ist nur das Tao ,welchem man folgen sollte . Die Gefühle sind ausgewogen ,wie ein Zimmer ,welches nie ganz hell und nie ganz dunkel wird .
 

Stone

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@Harakiri

Darum sagt Lao Tzu ja auch immer, dass es das Namenlose ist. Das Tao ist grenzenlos, frei von Merkmalen, undifferenziert, im Kleinsten als auch im Größten enthalten, alles durchdringend.

Shanti :) Stone

P.S.: ich habe das Buch auch. Ist wirklich sehr gut und verhältnismäßig leicht zu lesen.
Ein weiterer Tipp von mir an diejenigen, die sich mit dem Thema weiter beschäftigen wollen ist:

Der Taoismus - oder die Suche nach Unsterblichkeit

von John Blofeld
Diederichs gelbe Reihe
ISBN 3 - 424 - 00871 - 0
 

Stone

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Und einen noch für den Weg.

Lao Tzu sagt:

"Der Sinn - das Tao - erzeugt die eins.
Die Eins erzeugt die Zwei.
Die Zwei erzeugt die Drei.
Die Drei erzeugt alle Dinge.
Alle Dinge haben im Rücken das Dunkel - Yin -
Und streben nach dem Licht - Yang -
Und die strömende Kraft gibt ihnen Harmonie."

Shanti :) Stone
 

Tortenhuber

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ist Yin nicht das sanfte und Yang das stürmerische? ich meine generell stellt dieses Sinnbild ja nur 2 Gegensäte dar, aber nicht 2 explizite Gegensätze oder?
 

Harakiri

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jo genau ,yin und yang stehen für alle gegensätze die das universum hervorbringt .
 

Stone

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Stimmt. Und Yin und Yang sind die Zwei, daraus entseht die Drei. Das sind die drei Schätze aus denen die zehntausend Dinge entstehen.

Shanti :) Stone
 

Wowbagger

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Moin...

Stone schrieb:
Nun meine suchenden Freunde möchte ich mich mit einer taoistischen Frage, die ich selber nicht wahrhaftig zu beantworten vermag, für heute verabschieden und wünsche allen eine gute Nacht.


"Kannst du deine Seele bilden, dass sie das Eine - das Tao - umfängt, ohne sich zu zerstreuen?"


Shanti :) Stone

Hmmm... ich verstehe es nicht als "Aufruf", seine Seele zu "verändern" oder "erweitern" - vielmehr scheint dieser Seelenzustand einzutreten, wenn man die Natur oder das Wesen des Tao versteht und verinnerlicht.
Wenn es - das Tao - in allen Dingen ist, dann findet es doch genug Raum in einer Seele, ohne sie zum bersten zu bringen, oder?


Beste Grüße.......
 

Stone

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Ja, ich denke mir auch, dass es darum geht das Tao auf alle Bereiche zu verinnerlichen und nicht nur einseitig auf den eigenen kleinen Raum. Man soll, so glaube ich erkennen, dass das Tao in alle Lebewesen und Dinge ist, also auch ein Teil dieser Dinge in uns ist. Die drei Schätze wohnen alle inne.

Shanti :) Stone
 
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